Wednesday, 20 June 2007

Hej då Sverige


So, nun ist es soweit.
Es ist 4 Uhr früh und ich genieße die letzten Minuten in meinem Zimmer.
Traumwetter heute.
Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Abschied von der KTH, von Stockholm, von Kungshamra und Lappis.
Vor allem aber Abschied von vielen tollen Menschen, die ich das letzte halbe Jahr kennenlernen durfte.

Ich sitze hier und die vergangenen 6 Monate laufen nochmal so durch. Unglaublich, wie schnell das alles verging.

Zu meinem Abschied heute gab es gestern abend noch ein nettes Abendessen mit den Corridormates.

Damit geht mein Erasmus-Semester zu Ende und damit gehen auch die updates in diesem blog zu Ende.

Nicht ohne jedoch jedem, der sich ein Erasmus, joint studies oder ph.D. im Ausland überlegt, zu raten nicht zuviel zu überlegen, sondern einfach zu gehen! Die Erfahrung ist wohl einzigartig.

Ich hoffe, es hat den rund 3000 Besuchern einigermaßen Spaß gemacht, den blog über die letzten 6 Monate ein wenig zu verfolgen.

Zum Abschluß noch ein paar Ausschnitte aus meiner Zeit hier in Schweden.



Hej då und Ciao, Stefan

Tuesday, 19 June 2007

Kayak Trip im Stockholm Archipelago


Der Tag der Abreise rückt immer näher und so häufen sich die vielen Dinge, die man unbedingt noch machen möchte und am Ende feststellen muß, dass der Tag halt nur 24 h hat.

Nach einem weiteren netten Besuch aus der Heimat mit tollen Eindrücken bei Traumwetter stand auf der To-Do Liste eines aber ganz oben: Ein 3-Tage Trip durch den Stockholm Archipelago (Stockholms Skärgård) mit dem Kayak.

Der Stockholm Archipelago erstreckt sich von der Stadt bis 60 km östlich von Stockholm und zählt ungefähr 24.000 Inseln und Inselchen, die meisten völlig unbewohnt.

Mit zwei Kollegen machte ich mich am Mittwoch mit Tunnelbana und Pendeltog nach Südosten auf, wo wir eine Fähre Richtung Utö enterten. Diese vergleichsweise zivilisierte Insel sollte unser Ausgangs- und Rückkehrpunkt sein.

Nach unserer Ankunft auf Utö war erstmal umpacken angesagt, denn unsere Rucksäcke passten natürlich nicht 1:1 in die schmalen Stauluken der Kayaks.

Nach einer halben Ewigkeit war es soweit. Gewand, Zelte, Zahnbürste, Topf und sogar ein paar Dosen Bier hatten ihren Platz im Kayak eingenommen.



Der Gewichtstrimm war noch nicht optimal, wie sich bei den ersten Wellen auf See noch herausstellen sollte.

Dann noch ne Karte des Gebiets, einen Kompass und los ging es.
Mein 1-Mann Kayak gab mir zwar die Möglichkeit etwas dynamischer die Richtung zu wechseln, als Daniel und Wilco im 2-Mann Kayak, dafür war ich aber auch eher Spielball des Wassers in den Wellen.

Nachdem wir die ersten Minuten vorsichtig dahingepaddelt sind, um uns mal an die neue Umgebung zu gewöhnen, ging es dann schon munter dem Ufer von Utö entlang nach Norden.

Das anfängliche Traumwetter verließ uns aber leider bald und so entschieden wir an Land zu gehen und die Lage nach einem geeigneten Zeltplatz zu checken.





Doch vorher gab es erstmal eine Stärkung in Form einer g'schmackigen Knorr Suppe, die Daniels Freundin aus Ö irgendwann mal mitbrachte. Salzen war nicht mehr nötig, da uns die baltische See mit reichlich Salzwasser zu versorgen vermochte.

Die anschließende Lagerfeuerromantik hielt sich nur kurz, da unsere Zelte immer noch in den Kayaks schlummerten.
Als es zu nieseln begann, wurde es dann richtig Zeit. Bloß, wo aufstellen?
Ebene Fläche? Fehlanzeige.
Boden, in dem die Heringe halten? 20 cm Moos überall. Macht wenigstens nichts, dass wir keine Isomatten mitbrachten.

Also die Zelte mal flott am Hang in die Botanik gestellt und dann mal die Insel erkundet.



Bald finden wir seltsame Bunker und eine getarnte Radarantenne. Nun erklären sich die vielen Schnellboote der Marine, die praktisch unsere einzige Begegnung mit der "Zivilisation" darstellen.



Die Inseln dienen auch als Trainingsgelände für die schwedischen Streitkräfte. Da es auch unter Wasser Einrichtungen gibt, ist das Tauchen hier verboten.

Nach einem anstrengenden Rückzug durch das Dickicht in unser "Camp", beginnt es nun richtig zu schütten und zur Bettruhe stellt sich rechtzeitig heraus, das unsere Zelte wohl recht "schwitzen" - Innen ist es jedenfalls nicht dramatisch trockener als draußen.

Nun stellt sich entgültig heraus, dass ich was falsch eingeschätzt hatte. Ich war von einer gemütlichen Ruderei in ruhigen Gewässern ausgegangen. Von Wind und Wetter hat keiner was erwähnt, daher war nicht mal ne lange Hose im Gepäck.

Nach einer erfrischenden Nacht in meinem nassen Schlafsack, begrüsste uns ein aufklarender Himmel am nächsten morgen.

Also zum Frühstück erstmal Spaghetti, da wir ja ordentlich paddeln wollen heute.



Sachen zusammengepackt, im Kayak verstaut und ab die Post auf die See.
Bei einer steifen Brise paddeln wir weiter Richtung Norden und erreichen schon bald zwei weitere kleine, karge Inseln. Wir entschließen uns sie in Luv liegen zu lassen, da sich bis mittag schon eine ordentliche Düse entwickelt hat, die uns nur unnötig Kraft zum Paddeln kosten würde.

Nach einem Stop-over auf einer kleinen Insel zur Kaffee-und-Kuchen-Pause ;-) ging es in einen etwas ruhigeren Abschnitt des Archipelago. Sogar zwei Ferienhäuschen gab es. Hier war es fast wie an einem See, ruhiges Wasser und dicke Schilfgürtel ließen uns für die immer stärker aufrischende See Kräfte tanken.




Mittlerweile hatte es zwar Prachtwetter, aber gut 4 Windstärken, die genau in unsere Richtung bliesen und uns das Vorankommen recht erschwerten. Als wir unsere vorselektierte Insel für heute nacht erreichten, waren wir angenehm überrascht, als wir kleine Ferienhäuschen entdeckten. Sogar Stühle und ein Tischchen waren zu finden. Wir konnten also diese Nacht auf den Luxus von Sesseln und sogar Plumpsklo zählen.



Gut, dass wir gleich diese Insel angelaufen sind, denn die See wurde nun langsam aber sicher wütend - 5-6 Windstärken schäumten die See richtig auf und wer jetzt mit einem Kayak da draußen ist - Gute Nacht.





Die Insel war praktisch ungeschützt durch Hügel oder Bäume, so konnten wir zwar unsere Zelte diesmal auf einer ebenen Fläche aufstellen, mussten sie aber besonders gegen den Sturm sichern.


Dennoch eine Trauminsel, die wir uns da ausgesucht hatten. Wir checkten unsere Trinkwasservorräte und gerieten in völlige Ekstase als weitere 3 l auftauchten - das "1 l pro Tag Limit" konnte also aufgegeben werden.
Nachts stellte sich jedoch wieder etwas Ernüchterung ein. Der Wind lies nicht nach, im Gegenteil, er schien stärker zu werden. Wenn es so weitergeht, ist an ein Fortkommen von hier nicht zu denken und nicht mal die Marine düst mehr durch den Archipelago. Vielleicht müssen wir also einen weiteren Tag hier draußen einplanen.

Bis 7 Uhr früh scheint es so, doch dann nimmt der Sturm sukzessive ab und als wir die Zelte um 8 verlassen, begrüsst uns ein Traumwetter und eine See, die keine Welle kräuseln könnte.







Jetzt nochmal die Konserven in den Topf, das letzte Knäckebrot dazu und dann wieder raus auf's Wasser.

Doch zuerst ist endlich Körperpflege angesagt. Raus aus dem Gewand, Duschgel aufgetragen und rein in die eiskalte baltische See - doch halt. Was ist das??
1,2,3,4,5 Gäste haben es sich auf der Haut gemütlich gemacht - Zecken!

Bei Daniel nicht besser, 1,2,3,4,5,6,7 Zecken saugen ihm das Blut aus dem Körper. Nur Wilco, der als einziger nicht FSME geimpft ist, hat Glück - anscheinend keine einzige. Vielleicht hat er aber auch nur nicht so genau geschaut...

Es fehlte zwar eine lange Hose, dafür hatten wir Pinzetten und Betaisodona im Gepäck. So konnten wir uns die Zecken gegenseitig entfernen und nach dem einhergehenden Schweißausbruch sorgte die 12 °C "warme" See für ordentlich Abkühlung.

Wir verließen unsere Insel Richtung Westen, um eine kleine Inselgruppe mit Sandstrand anzusteuern. Dort genossen wir die letzten Konserven und verprassten das Trinkwasser regelrecht.


Nun ging es nur mehr rund 30 Minuten nach Südosten und wir erreichen wieder die zivilisierte Welt, respektive die Insel Utö.



War ein super Ausflug in die Wildnis und Unberührtheit des Archipelago, wenngleich eher survival trip als Paddelspaß. Aber das hätte man ja eigentlich ahnen können ;-).

Friday, 1 June 2007

Goodbye, SEE


Langsam aber sicher nähert sich die Zeit des Abschiednehmens.
Eigentlich gar nicht langsam, eher viel zu rasch. So rasch, wie das alles hier eigentlich fast vorbeigehuscht ist. Mir kommt vor, letzte Woche bei Schneesturm angekommen zu sein und morgen in der Mitternachtssonne die Koffer zu packen.

Aber zu früh, die Flaggen auf Halbmast zu setzen.

Meine letzte Prüfung ist in wenigen Tagen und dann stehen noch einige Tage zur Verfügung, die gemeinsame Zeit zünftig ausklingen zu lassen.

Nicht mit allen wohl, denn einige Freunde reißen dieser Tage schon ab.
So eilt man fast schon von farewell-BBQ zu Hej då-middag und kann sich leider gar nicht von jedem liebgewonnenen Kollegen gebührlich verabschieden.

Eine äußerst gelungene Abschiedsparty gab es letzthin in Osqvik, das irgendwo im Nirgendwo östlich von Stockholm im Archipelago liegt.
Die KTH besitzt dort ein Häuschen am Wasser, das von Studenten für Festivitäten gemietet werden kann.

Mit den Kollegen und Freunden vom SEE - Sustainable Energy Engineering Master ging's noch einmal zur Sache und wir verlebten eine herrliche Grillparty bei Traumwetter und mit allem was dazugehört, Sauna und arsc*kaltes Wasser inklusive.

Ein schöner Abschluß war das...