
Prüfungszeit erst mal vorbei und daher ab die Post in den Norden.
Mit von der Partie waren mein Korridorkollege aus Lappis, George und ein Kollege aus Deutschland.
Unser Ziel war die nördlichste Stadt Schwedens, Kiruna. Knappe 14 Autostunden von Stockholm entfernt (alle Bilder größere Ansicht durch Klick).

In Ermangelung eines fahrbaren Untersatzes und dem Vorhandensein einer komfortablen Flugverbindung ging es mit der SAS "rauf". Schon der Blick aus dem Fenster ließ einiges erwarten.

Am ersten Tag stand sightseeing in der 23.000 Seelengemeinde auf dem Programm. Im Gegensatz zu den -30 °C im Februar ließen frühlingshafte -10 °C ausgiebige Ortsspaziergänge zu.
Der Kontakt mit den Einwohnern in der örtlichen "Sportsbar" gehörte natürlich ebenso dazu, wie das Verkosten regionaler Schmankerln bei "Sibylla".
Wir mieteten ein kleines Häuschen im Osten von Kiruna, um möglichst wenig störendes Streulicht bei unserer Jagd nach der Aurora borealis zu haben.
Wir wissen ja sicher alle, wie die Aurora borealis entsteht :-)
"Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen von der Magnetosphäre hauptsächlich Elektronen, aber auch Protonen und einige schwere Ionen (Sauerstoff-Ionen) auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen. Dort regen sie die vorhandenen Luftmoleküle zum Leuchten an. Der Aufprall eines Teilchens bewirkt bei dem Molekül/Atom eine Anregung entsprechend einer geänderten Elektronenkonfiguration. Bei der nach kurzer Zeit wieder erfolgenden Abregung wird Licht ausgesandt, allgemein als Fluoreszenz bezeichnet... Polarlichter treten hauptsächlich in den Polarregionen auf, denn die Sonnenwindteilchen, ein elektrisch geladenes Plasma mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 500-833 km/s (bis zu 3.000.000 km/h) werden vom Magnetfeld der Erde entlang der Magnetfeldlinien zu den geomagnetischen Polen gelenkt. Dort verläuft das Magnetfeld senkrecht zur Erdoberfläche und die Teilchen können in die Atmosphäre eintreten. Das Plasma benötigt bis zum Eintreffen rund 2 bis 4 Tage bei einem Erde-Sonnenabstand von rund 150 Millionen Kilometer. Polarlichter kommen sowohl in nördlichen Breiten vor (Nordlichter, auch Aurora borealis) als auch auf der Südhalbkugel (Südlichter, auch Aurora australis). Auch auf anderen Planeten werden diese Erscheinungen beobachtet. Voraussetzung hierfür ist, dass der Planet ein eigenes Magnetfeld besitzt. Polarlichter haben mit dem Wetter nichts zu tun. Sie entstehen in Höhen ab 60 km, weit oberhalb der Troposphäre, der Schicht, in der das Wettergeschehen stattfindet, welche nur bis etwa 15 km Höhe reicht." (aus Wikipedia)
Aller Statistik zum Trotz (im März sollen die Nordlichter am Häufigsten auftreten), wurden wir in der ersten Nacht nicht mit einem einzigen farbigen Lichtquant belohnt, stattdessen liefen uns Schneehasen bei der Nachtwanderung über den Weg. Auch was feines.
Am nächsten Tag beschlossen wir dem wolkigen Wetter ein Schnippchen zu schlagen und "seilten" uns in die nahegelegene Eisenmine unter die Erde ab.
Eine hübsche, aber strikte Schwedin führte uns durch den Besucherstollen in rd. 1 km Tiefe - O-Ton: "I will not tolerate anyone leaving the group!"
Hoho.
Selbst in der Tiefe des Stollens servieren die Schweden Kaffee und Kekse, die typische schwedische "Fika" (das Zusammenkommen bei Kaffee und Kuchen) scheint in keiner Weise an Meereshöhen gebunden.
Wer größere Mengen Eisenpellets benötigt, kann sich vertrauensvoll an mich wenden. Ich habe 'ne ganze Menge rausgeschleppt.



Nach diesem Ausflug in die Unterwelt gab es nachts dafür kein Halten mehr und schon kurz nach Einbruch der Dunkelheit ging das Schauspiel am sternenklaren Himmel los.
Erst im Streulicht nicht ganz so gut auszumachen, war der Himmel irgendwie grüner als sonst. Also Abendessen und Saunavorbereitungen abgebrochen, Jacken und Hosen an, ein paar Bier, Stativ, Cameras und ab die Post raus aus der Stadt.
Wir erklommen den einzigen (Schi-) Berg der Umgebung, und die Szenerie verschlug uns mehr oder weniger den Atem.
Wirklich phantastisch, was über unseren Köpfen über den Himmel flirrte. Meist in grün, manchmal auch leicht rot bewegte sich die Aurora borealis wie eine Schlange über den nächtlichen Himmel. Mission accomplished - die Reise hat sich schon rentiert.
Kein Bild kann das auch nur annähernd beschreiben, dennoch hier ein paar Versuche das Nordlicht einzufangen (nichts an Kontrasten oder Farben gedreht-dafür teils unscharf):






Bei eisigen Temperaturen, schwedischem Bier und einem saftigen Wind genossen wir das Schauspiel, das nach 2 Stunden langsam wieder verschwand. Auch die Mine bot nachts eine eindrucksvolle Kulisse.

Am nächsten Tag ging es auf adventure tour nach Lappland. Mit Hundeschlitten und Schneemobil fuhren wir mit anderen Kollegen rund 30 km von Kiruna weg in the middle of nowhere.
Lappland pur.
Unser Quartier waren kleine Hüttchen in der Nähe eines Flusses, aus dem wir unser Trinkwasser holten. Holz zum Heizen und für die Sauna gab es zur Genüge.

Schneemobile sind hier oben das Fortbewegungsmittel Nr.1 und bei Spitzengeschwindigkeiten von 160 km/h (für geübte Fahrer) macht das auch höllisch Spaß.


Im Camp gab´s Rentier und Elch gegrillt, gekocht, für die Hundewelpen roh und natürlich die dazugehörigen Felle zum Liegen und Sitzen.



Es dauert Tage, bis man den "Geruch" von Rentier aus seinem Körper (!) und aus der Kleidung wieder rausbekommt.
Nach zwei tollen Tagen im Nirgendwo ging es mit Hundeschlitten und Schneemobil wieder zurück in die Zivilisation.


Hier noch ein paar Impressionen von der tour:






Der letzte Tag in Kiruna stand im Zeichen eins Besuchs im berühmten IceHotel in Jukkasjärvi.
Auch hier ist die Luft getränkt von Rentiergeruch, weshalb wir die 200 € für die Übernachtung stecken lassen und uns mit einem kleinen Besuch in der Absolut-Ice Bar und in den verschiedenen "Suiten" begnügen.
Hier ein paar Bilder aus dem IceHotel:


Selbst hier sind die Betten für meinen kurzen griechischen Freund zu klein...







Nach 5 aufregenden und ereignisreichen Tagen verließen wir den Polarkreis wieder in Richtung Süden, um nach einer "gemütlichen" Zugfahrt von 17 Stunden das "heimatliche" Stockholm zu erreichen.
www.kiruna.se
www.icehotel.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Polarlicht
www.lappland.se
2 comments:
Hallo!
Mich frißt mal wieder der Neid, ziemlich genau vor 2 Jahren stand ich auch da oben im Norden und hab mich gefragt, wie ich den Hunde-Geruch je wieder aus meinem Gewand bekomme... Habts ihr in der Lappischen Hütte übernachtet? (Ich nehm mal an ihr ward mit Herrn Taube unterwegs?) Kommst du jetzt nochmal vor Ende des Semesters nac Wien?
Lg, Birgit
ok, für diesen supercoolen bericht sei dir die schaffenspause davor verziehen! ;)
echt genial.
liebe grüße,
claudia
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