Monday, 16 April 2007

Road trip to russia




Hallo da draußen,

es ist fast nicht zu glauben, aber außer einer boxer-short und zwei Ostereiern ging in Russland nichts in das Eigentum der Putzfrauen oder Polizisten über und so konnte ich mit meinem eigenen Pass nicht nur die Einreise, sondern entgegen aller Erwartungen auch die Ausreise antreten. Ein Kollege war einst weniger erfolgreich und so hatte er eine "angenehme" Zeit in Moskau, bis seinem Antrag auf einen Emergency passport Folge geleistet wurde und eine Ausreise möglich war.

Aber immer der Reihe nach:

Los geht's für die Abenteuerlustigen im Stockholmer Hafen, als es gilt, die Fähre MS Amorella nach Turku (Finnland) zu borden.

Für mich war es das erste mal, auf einem so großen Schiff zu sein, immerhin ist das Gerät 170 m lang und bietet Platz für 2480 Passagiere.

Neben einigen Bars und Restaurants gibt es an Bord auch eine Sauna, ein Casino und einen Duty-free shop, den man mit Recht als den Mittelpunkt des Schiffes bezeichnen kann.

Die Öffnung des duty-free shops kann man recht akkurat am Personenschwund auf dem Sonnendeck ableiten, denn dann gilt für 97 % der Personen an Bord nur eins: Alkohol billig kaufen, die restlichen 3 % sind Personal.

Dass der Verzehr an Bord verboten ist, kümmert hier keinen. Ich möchte vor dem Verzehr meiner Orangenlimonade *hust* auf Nummer sicher gehen und erkundige mich beim Steward, ob der Konsum gestattet wäre - O-Ton Steward: "It is forbidden, but if you do, I don't care!" Eine direktere Empfehlung kann man von einem Angestellten nicht erhalten und so werden Tonnen von Alkohol von den Schweden und Finnen in kleinen Wägelchen in die Kabinen gebracht. Nur ein kleiner Teil wird es wohl morgen im ursprünglichen Gebinde auf finnisches Festland schaffen.

Ist man anfangs bloß erstaunt über die vielen einarmigen Banditen, die kitschige Strandbar im Unterdeck und die Karaoke-Offizierin hinter den tables, so wähnt man sich nach 2 Stunden vollends im falschen Film.
Nicht die Studenten und Jungspunde, sondern die 35-jährige Mutter mit Kind und der 70-jährige Herr Pensionär sind es, die ernste Probleme in der Grobmotorik aufweisen. So fällt nicht wenigen teenies die Aufgabe zu, ihre Eltern in Kabine Nr. irgendwas zu geleiten, da Mama und Papa leider zu besoffen sind, als dass sie den Weg noch finden würden.
Die bordeigene Security muß dann auch die ersten übereifrigen kasachischen Karaoke-Talente mit Muskelkraft "überreden" das Mikrofon wieder freizugeben.

Um die verkehrte Welt an Bord halbwegs zu verkraften, hilft nur ein annähernd ebenso tiefer Blick in's Glas. Dieser ist umso empfehlenswerter, da unsere Cabins im 2. Unterdeck unweit des Schiffsmotors waren, der wohl mehr Platz in den Brennräumen aufweist als unsere Kabinen. Entsprechende Vibrationen rattern uns früher oder später in den Schlaf.

Dort Am nächsten Tag landen wir um halb 8 in Turku an. 3 Busse warten schon auf uns und los gehts Richtung Helsinki. Dort gibts erstmal eine guided Tour bei Sonnenschein durch die schöne Stadt und anschließend ein schönes Zimmer im Hotel, das mir nach der 4 qm Cabin zu viert, groß wie ein Konzertsaal erscheint.

Ich teile mein Zimmer während des trips mit Ulysses aus Brasilien, und wir erkunden auch erstmal gemeinsam die Stadt auf eigene Faust.









Helsinki scheint tagsüber eine pulsierende Metropole, wer abends jedoch nach 20 Uhr einen Happen essen möchte, wird relativ enttäuscht werden. Nach einigen Fehlversuchen, findet sich doch ein Restaurant, in dem wir lecker mexikanisch essen. Die Finnische Küche findet sich kaum, und wenn, dann in der Form von Salmiakki Schnaps oder Salz-Lakritze, die durch Ammoniumchlorid ihren chrakteristischen, laugig-salzigen Geschmack erhält.

Am nächsten Tag gehts ab nach Russland. Wir erreichen die Grenze nach einigen Stunden und machen ein letztes mal Klo-Pause im "Westen". Dann geht´s los:

6 Checkpoints sind insgesamt zu passieren, der eine schärfer, beim anderen wird dafür nur durchgewunken. Dennoch dauert der Grenzübertritt alles in allem eine gute Stunde.
Auffallend ist, dass außer uns nur Gebrauchtwägen nach Russland überstellt werden, sei es am Sattelschlepper oder auf eigenen Rädern, teuer oder billig, europäisch oder amerikanisch, so wie dieses augenscheinliche "Cabriolet":



Nun heißt es einige Grundregeln zu beachten, wenn man sich und sein Geld hier wieder heil rausbringen möchte:

1.) Beim Queren von Straßen: look left, look right, look left, look right and RUN.
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus stürmten die Russen die Fahrschulen. Zumindest jene die es sich nicht leisten konnten, einen Führerschein auf "direktem" Wege zu erwerben. Noch heute sind viele ohne oder mit gekauftem Führerschein unterwegs und haben entsprechend Kontrolle über ihr Fahrzeug.
Das speed-Limit von 60 km/h Innerorst ist je nach Geldbeutel auch recht flexibel angelegt, man muß also damit rechnen, dem mit 40 dahintuckernden Lada auf der ersten Spur zu begegnen, während auf der zweiten Spur ein M5 mit 160 Sachen auf dem Sender anrauscht.

2.) Never just go to a Hospital! Darauf warten sie nur, dass du Hilfe brauchst. Ein Kollege verletzte sich nach einer Sauftour am Kopf und ein Freund rief unbekümmert die Ambulanz. Das Verbinden der kleinen Platzwunde kostete ihn am Ende gut 1000 (in Worten: Tausend) €, die natürlich in irgendeiner Weise bar zu hinterlgen sind.

3.) Never take an official Taxi: Günstiger sind die "inoffiziellen" Taxis oder einfach die U-Bahn. Wirklich einfach ist der Weg mit der U-Bahn jedoch nicht, da alle Richtungen, Stationen etc. nur in kyrillischer Schrift angeschrieben sind. Mehr zu den Taxis später...

Nach einiger Fahrzeit auf russischen Straßen, erreichen wir St. Petersburg, das ja mehr als einmal den Namen wechselte und u.a. bis 1991 Leningrad hieß. Ist übrigens die nördlichste Millionenstadt der Welt (falls jemand mal bei Trivial Pursuit die Frage gestellt bekommt :-)





Nach einer ersten Erkundung ist erstmal ein wenig Erholung im Hotel "Azimut" angesagt.

Abends sind wir natürlich wieder fit und so fahren wir mit der U-Bahn in´s Stadtzentrum und sehen uns erstmal die schönen Kirchen und Prachtbauten entlang der Hauptstraße "Nevsky Prospect" bis zur state Hermitage an. Besonders die "Cathedral of spilled blood" ist ein schöner Anblick bei Nacht.





Der eisige Wind treibt uns bald in einen Club, wo wir den Abend traditionell bei Vodka und Co. ausklingen lassen.

Am nächsten Tag lockt uns ein tolles Frühstück mit frischen Crêpes und Spiegelei nach Wunsch aus den Betten, bevor wir mit einer nativen Russin die Stadt erkunden.

Natürlich steht auch ein Besuch der Hermitage auf dem Programm, für den freien Eintritt darf man sich aber mal ne gute halbe Stunde in den St.Petersburger Wind stellen, bis die Polizei der Ansicht ist, dass nun wieder genug Leute das Gebäude verlassen haben und man eingelassen wird.

In der Hermitage ist in über 1000 (in Worten: tausend) Räumen Kunst aus allen möglichen Epochen zu sehen, alle möglichen und unmöglichen russischen Zaren und Herrscher allen Alters, europäische Kunst, indische und chinesische Kunst, Malerei von diversen russischen Künstlern bis Picasso, archäologische Sammlungen und, und, und.
Insgesamt weit über 60.000 Exponate sorgen nach einigen Stunden für eine Reizüberflutung erster Güte und so verlasse ich die Hermitage im Bewusstsein, dass man hier locker noch eine Woche dranhängen könnte, ohne alles gesehen zu haben.

Teilweise kann es passieren, dass man Mitarbeiter sieht, die mindestens so alt sind wie ein Teil der Exponate selbst. Mitarbeiter unter 60 sieht man hier kaum, die "klassische" Oma ab 75+ sitzt im Raum in ihrem Sesselchen und beaufsichtigt die Besucher.
Viele gehen ihre kleinen Patrouillengänge am Stock. Anfangs ein etwas befremdlicher Anblick. Hintergrund ist jedoch, dass die staatlichen Pensionen hier so gering sind, dass es zum Überleben keinesfalls reichen würde und so viele der Pensionisten auf einen "Nebenjob" auch im hohen Alter angewiesen sind.



















Abends gehts auf zu einer Canal-Tour auf der Neva. Eine "folklore show" steht auf dem Programm. Etwas auf das ich üblicherweise verzichten kann, in diesem Falle aber fast zur Pflicht wird. Russische Tänze sind ja etwas besonderes, das man nicht allzu oft erfahren kann.

Auf dieser tour zeigte sich leider auch die Ignoranz einiger Studenten einer anderen Kultur Respekt zu zollen.
Unser Ausflugsschiff war nett geschmückt und auf den Tischen fand sich Sekt, Vodka und Wasser. Wir waren noch nicht alle am Sitzen, als an einigen Tischen wie selbstverständlich Sekt und Vodka spontan geöffnet wurden und geleert waren, ehe die Kellnerin "Nastrovje" (Prost) sagen konnte.

Als entsprechend Vodka die Kehlen hinuntergeflossen war und die Folkloregruppe mitten in Ihrer Darbietung war, kamen einige auf die geniale Idee, den russichen Gesang mit dem allseits beliebten "Anton aus Tirol" zu untermalen. Aus der Untermalung wurde rasch eine Überflutung als Holländer, Kanadier, Aussies und Co. ihre Kenntnisse der deutschen Sprache entdeckten und so ging der Russe langsam aber sicher in "Anton, Anton, Anton..."-Rufen unter.
Ein peinlicher Auftritt der "geistigen Elite" von morgen.

Abends machte ich mich dann auf den Weg ein paar Nachtaufnahmen zu schießen und wollte um 2 Uhr früh dann zum Hotel aufbrechen.






Ich konnte nach längerer Verhandlung unter Zuhilfenahme eines russischen Kollegen den Taxifahrer überreden, mich für 220 Rubel heimzubringen. Unter 200 könne er keinesfalls gehen, da er dem Polizisten, falls dieser ihn anhält 100 zu geben habe.

Nachdem ich es mir im "russischen Mercedes" bequem gemacht hatte, bekam ich auch schon ein Hochglanzmagazin mit "nice russian girls" in die Hand gedrückt.
Es wären seine Mädchen und ich sollte mir mal eine (oder mehrere) aussuchen, denn wir würden jetzt erstmal zu "seinem" Etablissement fahren.
Und tatsächlich, die Richtung die wir fuhren, war ca. 180° entgegen der Richtung zum Hotel. Ein leichtes Wärmegefühl durchdrang meinen Körper von innen - weniger angesichts der "nice russian girls", als wegen des drohenden finanziellen K.O.s...
Nach einem klärenden Gespräch und dem Hinweis genau die 220 Rb mitzuführen kamen wir wieder auf Kurs und so setzte mich der - nach eigenen Angaben - einstige U-Boot Kapitän der sowjetischen Marine vor dem Hotel ab.

Der nächste Tag steht natürlich wieder im Zeichen von sightseeing. Am Programm stehen ein Besuch des Katharinenpalasts südlich von St. Petersburg im kleinen Ort Pushkin.










In diesem Palast, der als Zarenresidenz genutzt wurde, findet sich eine Rekonstruktion des Bernsteinzimmers.

...das Bernsteinzimmer (fotografieren nicht unbedingt erlaubt - man soll lieber die Karten kaufen)


Später geht´s noch für ne Schlußrunde nach Lust und Laune durch St. Petersburg zum "museum of the pride and siege of Leningrad" und in ein nettes, kleines Kaffee, wo uns schimmliges Brot als Beilage serviert wird.

Rechtzeitig als wir abends Richtung Moskau aufbrechen, beginnt ein zünftiger Schneesturm und es stehen uns 14 gemütliche Stunden auf russischen Straßen bevor. Diese haben es tatsächlich in sich und es ist ein Wunder, dass sich während der nächtlichen Fahrt keiner das Genick beim Schlafen gebrochen hat. Zeitweise Geschwindigkeiten von 30 km/h aufgrund der tiefen Schlaglöcher standen an der Tagesordnung.

Natürlich lauert auch die Polizei hier in der Pampa und so gab es um 2 Uhr morgens mal ne angenehme Verkehrskontrolle für unseren Busfahrer.
Die "Autobahn" darf man sich als eineinhalbspurige Landstraße mit doppelter Sperrlinie vorstellen. Überholt wird natürlich nach Lust und Laune und die Sperrlinie interessiert hier wirklich niemanden - außer den Polizisten, ist sie doch der Garant für ein wenig Taschengeld.

So wurde also unser Bus irgendwo im Nirgendo auf die Seite beordert, wobei der Polizist hier - um sein Ansinnen zu unterstreichen, die Pistole schon mal gezückt nach oben hält. Sicher ist sicher.

Dann passierte mal lange nichts bevor der Buschauffeur aussteigen durfte und vom Polizisten auf den Mittelstreifen "begleitet" wurde, um dort erklärt zu bekommen, dass er wohl diese doppelte Sperrlinie einst überfahren hatte. Einstweilen donnerten LKWs, PKWs und was sich sonst noch auf den Straßen tummelt, zur linken und rechten der Beiden vorüber. 500 Rubel später ging es weiter gen Zentralrussland.

Schließlich fanden wir wieder Zivilisation vor, als wir uns Moskau näherten - und was für eine:


Als der erste Mc Donald´s nach dem Zusammenbruch der UdSSR hier eröffnete, kostete ein Big-Mac angeblich mehr als das durchschnittliche Monatsgehalt betrug.

Was uns in St. Petersburg verabschiedet hatte, begrüßte uns hier: Schnee.


Daher gab es erstmal sightseeing im Bus, bevor das Wetter aufklarte und wir die diversen Schönheiten, wie den roten Platz, die Basilius Cathedral... genauer in Augenschein nehmen konnten.





Schließlich checken wir im Hotel Izmailovo ein. Das Gefühl, dass wir hier nicht nur geographisch tiefer in Russland stecken, wird durch unfreundliches und gelangweiltes Personal im Hotel verstärkt und bestätigt sich im Laufe der Reise noch ein paar mal.

Nach einem kurzen Nickerchen geht´s mit ein paar Kollegen auf U-Bahn-tour, denn viele der Stationen sind äußerst kunstvoll gestaltet und Fotografieren ist hier zwar ebenso verboten, entgegen St. Petersburg interessiert das hier aber wirklich niemanden.












Für die Ballettfreunde geht es abend in´s Bolschoi-Ballett, einen Kulturgenuß, den ich mir für 40 € erspare. Nicht ganz zu unrecht, wie sich später herausstellt.

Das russische Zwei-Preis-System schlägt erbarmungslos zu und so hatten die Kollegen bei unserer etwas harrschen Führerin offizielle Karten für - eben - 40 € gekauft. Nachdem die Plätze teils alles andere als akzeptabel gewesen waren, stellten die Kollegen dann im Zuge ihrer Beschwerdearbeit vor Ort fest, dass ihre Plätze üblicherweise für 20 Rubel zu haben sind.
Dies sind etwa 58 €-Cent, die bezahlten 40 € entsprechen also dem knapp 70-fachen des Normalpreises. Ein ganz hübscher Zuschlag, wie ich finde.

Ich für meinen Teil komme billiger davon, da ich die Zeit nütze, um Nachtaufnahmen der Stadt zu machen. Dabei fällt diese Schere ziwschen arm und reich besonders auf. Auf den Straßen sticht die fehlende Mittelklasse besonders hervor. Zum Einen viele Uralt-Ladas (hierzulande Shiguli genannt), Moskwitsch oder Selbstbauautos...

...und zum Anderen massenweise Mercedes AMG S-Klassen, G-Klassen, Porsche Cayenne, BMW M5, M6, X5. Dazwischen gibts es kaum etwas, außer den Taxis, die meist der Marke Wolga sind - von den Einheimischen "russian Mercedes" genannt.

In dieser Stadt, die 80 % des Finanzpotentials des Landes konzentriert und als Stadt mit den meisten Milliardären gilt, verwundert es dann auch nicht, dass mir der perverse Superlativ des Automobilbaus vor die Linse kommt - der 1001 PS Flitzer Bugatti Veyron aus dem Hause VW (also doch VWs hier). Stückpreis: 1,3 Mio €.



Am roten Platz mache ich natürlich Bekanntschaft mit Taschendieben, von denen einer mich erst in ein Gespräch verwickeln versucht, während der zweite unweit der Szene über Freisprecheinrichtung am Handy mithört. Da er mein rustikalstes Tirolerisch nicht wirklich zuordnen und verstehen kann, kommt es zu keinem Raubversuch.

Interessant war jedoch die beiden in weiterer Folge zu beobachten, die ihr Spielchen unbehelligt vor der Heerschar an uniformierten- und Zivilpolizisten (die mir zuvor das Fotografieren mit Stativ verboten hatten, da ich ein "sniper", also Scharfschütze sein könnte) spielen konnten.

Es wird empfohlen keinesfalls nach der Polizei zu rufen, wenn man Bekanntschaft mit Taschendieben macht, da beide gewissermaßen ähnliche Interessen verfolgen und der Spaß doppelt teuer werden könnte, abgesehen davon, dass eine Version des Vorfalls glaubhaft in Russisch vorgetragen wird, während die andere Version nicht wirklich interessiert oder verstanden wird.

Der Heimweg mit der ungleich günstigeren U-Bahn gestaltet sich wieder spannend.
Die kyrillische Schrift sitzt noch immer nicht.

U-Bahn-Fahren ist überhaupt ein äußerst unterhaltsames Unterfangen, die Palette an "interessanten" Individuen und skurrilen Situationen sehr reichhaltig. Die folgenden Bilder sind nicht von mir, zeigen aber den Alltag in der Moskauer U-Bahn ganz gut:

...eben noch die Waffe mit dem Bärenfell reinigen; kümmert nicht weiter, alles normal...


"Schulmädchen" Ende 30 (laut Fotograf)


Vodka macht müde...




...auch Polizisten...

(all pictures property www.englishrussia.com)

Am nächsten Tag zeigt sich Moskau beim Frühstück von seiner sowjetischen Seite. Konnten wir uns in St. Petersburg noch an einem reichhaltigen Buffet mit x-Tee- und Kaffeesorten laben, so liegen heute 3 Scheiben Butterkäse neben einer Gurkenscheibe am Teller. Dazu wird Wasser gereicht.
Man wollte uns wohl den beschwerlichen Gang zum kalorienschwangeren Buffet ersparen.

Heute steht ein Besuch beim Vater des russischen Kommunismus, Herrn Lenin auf dem Programm, den Genosse Stalin angenehmerweise entgegen seinem Willen und dem der Familie nicht beerdigen, sondern in einem Mausoleum aufbahren lies.


Wenn man zu Lenin vordringen will, merkt man rasch, dass er das Allerheiligste der Sowjetunion war und dies wohl nachwievor auch für Russland gilt:
Anstellen ne gute Stunde, dann Metalldetektoren - keine Kameras, auch keine Handys mit Kamera - dann in´s Mausoleum (Ruhe!!) - an jeder Ecke 3 Soldaten - Stehenbleiben verboten - zu nah hinschauen auch - und raus.

Wer es schaffen sollte, unerlaubt ein Bild von Lenin zu schießen, sollte meiner Meinung nach einen von Herrn Alfred Nobels beliebten Preisen erhalten.

Es ist übrigens nicht der ganze Lenin, der seit gut 80 Jahren hier liegt. Das Gehirn wurde frühzeitig entnommen, da man zu Sowjetzeiten glaubte, das "Genie" Lenins durch eine Untersuchung seines Gehirns zu begreifen und eventuell reproduzierbar machen zu können.

Um den biologische Zerfall des Körpers stoppen zu können, wurden geheime Tinkturen und Mittelchen entwickelt, die der Haut ein natürliches und elastisches Aussehen geben sollen (soo natürlich sieht er für mich nicht aus).
Da die "geheimen" Substanzen aber recht aggresiv sind, muß der Anzug, den Lenin trägt, alle paar Jahre gewechselt werden.

Der Nachmittag steht im Zeichen eines Kreml Besuchs. Kremls sind das Zentrum einer alt-russischen Stadt und innerhalb ihrer Mauern finden sich Kirchen, Verwaltung, Munitionslager und andere wichtige Einrichtungen.
Auch hier sind zig-Linien, die keinesfalls überschritten werden dürfen und x-Polizisten, die nur darauf achten.

Einige sehr schöne Kirchen und schloßähnliche Bauten sowie Bauten im Sowjet-Stil sind im Moskauer Kreml zu sehen, Herr Putin hat sich uns bei der Gelegenheit nicht gezeigt.






Putins Regierungssitz...





Mit meinem Kollegen Ulysses erkunde ich dann noch die weitere Umgebung des roten Platzes und wir stoßen u.a. auf einen äußerst hässlichen, sowjetischen Bau.

Ein Foto ist das auf jeden Fall wert und als sich Ulysses in Pose schmeißt, schrillen auch schon die Pfiffe eines Polizisten am anderen Ende der Straße - ok, no pictures, aber dennoch abgedrückt. Also ab die Post, doch beim Queren der Straße fuchtelt uns schon der nächste Polizist mit seinem schlagstockähnlichen Ding entgegen. Kann er uns meinen? Neeein, sicher nicht, also weiter. Erst als der dritte Polizist und den Weg versperrt, erhärtet sich der Verdacht, dass wir wohl übel gegen ein Grundgesetz verstoßen haben.

Im "Gespräch" mit der Staatsmacht ergab sich rasch, dass wir ein Gebäude des KGB (sowjetischer Geheimdienst) fotografiert hatten, in dem jetzt die Nachfolgeorganisation FSB sitzt oder auch nicht. So genau weiß das aber niemand.
Ist auch egal, wir könnten jedenfalls Spione sein und es blüht uns wohl O-Ton: "nice russian prison", das wird aber der Polizist entscheiden, der uns als erster nachgepfiffen hat und die Bilder sehen möchte.

Ein schnelles Umordnen der Bilder war leider nicht möglich, was dann auch gar nicht mehr nötig war, da dieser andere Polizist bereits mit einem weiteren Verbrecher beschäftigt war und so beteuerten wir keine Bilder zu haben und kamen davon.

Das Bild hat keinen fotografischen Wert, es ist mehr von ideellem Wert :-) Ulysses blickt eben zu dem pfeifenden Polizisten.


Ein Besuch auf der Polizeistation hätte unangenehm oder teuer werden könne, da der Aufbruch zurück nach St Petersburg nahte.

Dieses ist auch eine der Hauptgefahren für Reisende in Moskau - the famous "moscow Policemen rip-off":

Man wird von einem Polizisten aufgefordert, den Paß und Visum herzuzeigen. Pass ist natürlich im Hotel und so hat man maximal eine Bestätigung des Hotels bei sich. Der Polizist "findet" dann eine Unregelmäßigkeit in den Unterlagen und beordert einen auf die Polizeistation. Dies würde natürlich einige Stunden in Anspruch nehmen und so ergibt sich die Möglichkeit "die Strafe" gleich zu bezahlen. Da das Ganze in russischer Sprache abläuft, halten sich Gegenargumente und Erklärungen deinerseits in engem Rahmen und verlängern den Prozess maximal. Am Ende gibt es dann eine Fantasierechnung in kyrillisch und schon ist der Monatslohn beträchtlich aufgebessert und der Reisende als "walking ATM-machine" um ein paar 100 Rubel ärmer.


Und wie es so ist, 10 Minuten vor Abfahrt nach St. Petersburg werden wir nochmals kontrolliert. Diesmal am roten Platz und unsere Rettung war wohl Ulysses' brasilianischer Pass, der die Polizisten in Jubel über Ronaldo, Ronaldinho und Co ausbrechen lies.
Das hätte auch teuer werden können, besonders da mein Pass in dem Fall der Personalausweis war...

Auch wenn wir nur 2 Tage in Moskau waren, es macht sich eine gewisse Erleichterung breit, als wir wieder aus der Stadt raus kommen...

Heute ist ja Ostern und ich habe für Ulysses und mich je ein Ei gekauft, um ihm den Brauch des "Eierpeckens" näherzubringen und so Ostern nicht ganz spurlos vorüberziehen zu lassen.



Die weitere Fahrt die Strecke zurück nach St. Petersburg schlafe ich genüßlich und wache erst am nächsten morgen in der Hoteleinfahrt des Azimut auf, wo wir ein letztes mal übernachten werden.

Die letzten wichtigen Orte, die wir noch nicht gesehen haben in diesem einzigen riesigen Museum St. Petersburg, nehmen wir heute unter die Lupe. Unter anderem die Peter and Paul Fortress, die lange Zeit als Gefängnis diente und in der fast alle Zaren begraben sind.




So einige Dinge sind auch hier verboten:


zB. das Schispringen im V-Stil, Schaukelpferde an der Leine zu führen, B.A.S.E jumpen oder Dinge abzuwiegen...

Am Abend trifft sich ein Großteil der Meute im Marstall-Club und der Abend klingt beschwingt beim ein oder anderen Vodka aus und man unterhält sich über das Erlebte und Gesehene...

















Ein déjà-vue ereilt mich auf unserer Heimfahrt mit dem Taxi - selber Fahrer, selbes Hochglanzmagazin, selbe Mädchen, aber Michael aus der Schweiz am Beifahrersitz. Nachdem wir zu 4 im Taxi sind, gibts keine Diskussion und ab gehts zum Azimut.

Am nächsten morgen wieder legendäres Frühstück um 7 Uhr früh und ab dann geht´s nur mehr nach "Hause".

Auf eine recht unspektakuläre Fahrt nach Turku folgt das Betreten der MS Isabella der Viking Line, die uns nach Stockholm bringen wird.

Ein letztes mal feiern wir zusammen und bei rauher See treibt es auch den Tanzfaulen quer über die Tanzfläche der Disco.
Um 06:30 laufen wir im Hafen ein, alle leicht gezeichnet von einem anstrengenden, aber abenteuerlichen und eindrucksvollen Trip.

Jetzt gibt´s nur noch eins: Duschen und Schlafen -- ach nein, es ist ja Vorlesung um 8. Wiedermal kollidieren die VOs mit meinen Schlafzeiten.