Tuesday, 22 May 2007

Kungsholmen Halbmarathon 2007



Endlich war es soweit. Oder besser: Verdammt, ist es schon soweit??

Mit einer Kollegin aus meinem alten Korridor in Lappis beschloss ich irgendwann im Februar den "Kungsholmen runt" am 19. Mai zu laufen.

Gute 3 Monate Vorbereitung sollten ja angenehm ausreichen für 21,1 km.

Tja, die Zeit vergeht ja wie im Flug, speziell hier im Norden, mir scheint.
Statt dem ausgetüftelten 3 Monats-Trainings- und Ernährungsplan gab es einen straffen 7-Tages-Plan für die verkürzte Unterschenkelmuskulatur und in der Nacht vor dem Lauf noch ein paar Bier.

Eine ausgezeichnete Ausgangsbasis also für nen Halbmarathon.

Um 11:00 war der Start angesetzt, daher war um 8 Uhr nochmal kräftiges Carboloading in Form einer zünftigen Portion Spaghetti angesetzt. Dann mal los und Kristina abgeholt.

Ich hoffte auf ähnlich amateurhafte Vorbereitung und einen Auftritt im lockeren Freizeitgewand. Kristina lies jedoch mit einem Bericht über die letzten 10 km-Tests aufhorchen und unterstrich ihre Ambitionen mit einem professionellen Outfit. Auch auf der Party gestern habe ich sie leider nicht gesehen...

Auf dem Weg nach Kungsholmen, einer der 14 Inseln Stockholms, besprachen wir nochmal unsere "Strategie" und die Knackpunkte im Lauf. Eigentlich 21, 1 Knackpunkte.

Mein Gott, andere laufen 42 km, da wird die Hälfte doch machbar sein...

Im Startbereich angekommen, war noch der "Knattelopp" - der Kinderlauf im Gange. Gelegenheit zum lockeren Eintraben, Dehnen, Trinken und das Traumwetter genießen.

Schließlich ging es an die Startlinie. Besser gesagt zig Meter dahinter, da wir es ja locker angehen wollten und der Starterelite - die sich mental fit machte :-) - nicht im Weg parken wollten.


Eine schwere psychologische Bürde bereits mit + 2 min über die Linie zu gehen, da ohne Chip gestartet wurde und so die Zeit lief, bevor wir noch einen Schritt in Richtung Ziel machen konnten.

Aber dann ging's los. Gut 1000 Läufer spurteten erstmal auf und ab durch einen schönen Park, bevor es auf die Straße ging.





Für einen kleineren Studentenlauf war alles perfekt organisiert, Straßen gesperrt, Abkürzungen abgesperrt und 3 Wasserstationen an der Strecke aufgestellt.


Ich ging die Sache erstmal locker an, da ich keine Ahnung hatte, wie sich 21 km am Stück so laufen, vielleicht ist das ja länger als erwartet.
So blieb also auch Zeit mal den Kopf links und rechts zu schwenken und die schöne Umgebung zu sehen. Ein Großteil der Strecke lag am Wasser und so blies ein angenehmes Lüfterl die ersten Schweißperlen von der Stirn.

Nach dem ersten "Waaas - erst 6 km??"-Schild traf ich Kristina und wir trabten die restlichen km der ersten Runde zusammen. Dann begann es ein bisschen härter zu werden für Kristina, zuviel von "Nicht-mehr-Können" geredet. Langsam klaffte eine Lücke zwischen uns und dann war auch schon die erste Runde vorbei. Eine gute Stunde. Das ist nicht besonders flott, aber wenigstens wusste man jetzt, was noch vor einem liegt.

Also jetzt das Ganze nochmal gelaufen. Ich versuchte einen Gang zuzulegen und fühlte mich in guter Verfassung. Manch einer an der Strecke sah schon mehr nach Ambulanz aus, klassisch verhungert nach der ersten Runde.

Ich hingegen konnte auf mein halbes Kilo Nudeln im Blut zählen und auch die Sonne verschwand nun hinter den Wolken - super.

Die Endorphine sprudelten geradzu gegen die letzten 6 km hin, doch noch war es zu früh um richtig loszulegen. 5 km. Hmmmh, ist wohl immernoch zu früh, will nicht bei - 1km versauern.
4km. 3km. Letzte Labstation, jetzt noch einen Becher isostar ohne Verschlucken. Wer bleibt denn dazu stehen???

Dann hatte die innere Zerrissenheit zwischen "Go" und "No-go" ein Ende und ich lies die Lungen schneller schaufeln. Immer noch alles ok im Unterschenkel, jetzt kann mich ja nur noch ein offenes Schuhband bremsen.

Da war es wieder, dieses Gefühl: Junge, verdammt. Renn, ohnmächtig im Ziel ist ok, aber dafür muß mal gearbeitet werden.

Jetzt wurden die Mitbewerber nach hinten durchgereicht - doch halt, da war noch ein Ambitionierter der ganz gut drauf schien - auf mein Überholen reagierte er prompt. Ich lies ihn also wieder vorbei und klemmte mich für die letzten 1000 m an ihn.
The race was on.

Jetzt wird's zäh, das Ziel ist bereits zu sehen, doch davor geht es noch durch den Park auf und ab. Jetzt bloß nicht zu früh den Schlussprint einleiten. Gut, wenn der Kollege vor mir loslegt, leg ich auch los.....400m....300m...200m...
Verdammt, was ist los, Junge - wann tun wir was?


Gut, ich kann nicht mehr warten, die finale Schleife ist vorbei, die Zuschauer klatschen uns ein, jetzt nochmal alles in die Beine gepresst und ich setz mich neben den Kollegen. Jetzt gibt er auch Vollgas.
Noch 100 m.
Vollgas
Noch 50 m.
Vollgas
Noch 30 m.
Verdammt, Stefan, ziehhhhh.
Noch 20 m.
Verdammt hat der Bursche lange Haxen.
Noch 10 m.
Bammmm - durch's Ziel. Schnauf. Schnauf. Schulterklopf.
Zeit?? Keine Ahnung vorerst.

Ahh, ein bisschen groggy aber ein geiles Gefühl durch zu sein. Jetzt erstmal Kohlenhydrate und Wasser.
Weit ist es gekommen, wenn ich zur Banane greife. Nach 3 Bissen kann ich mich jedoch besinnen und wechsle zum Weckerl.


An der Labstation trifft man ein paar Kollegen, die ebenfalls teilnahmen. Aber wo ist eigentlich Kristina?
Da ist sie auch schon, kommt die Kurve in's Zielgelände in starker Seitenlage eingesprintet und gibt auch nochmal alles. Bammm - durch's Ziel.

Ihre Eltern sind auch hier und nehmen ihr tapferes Töchterchen in Empfang. Schnauf.

Ein perfekter Tag zum Laufen war das. Nicht unbedingt ein perfekter Lauf, aber für's erste mal und nach 4x Laufen ganz ok. Erste Runde etwas langsam, zweite ok.

Jetzt steht auch die Zeit fest: 1:49:14

Leicht erfrischt und voller Endorphine treten wir schließlich den Heimweg an.
Die letzten Meter nach Hause sind natürlich zu laufen...

Wednesday, 16 May 2007

Field trip to Porjus



Derzeit geht es wieder etwas hektischer auf der KTH zu, denn wieder stehen die Prüfungen, assignments und Projektpräsentationen mehr oder weniger auf einmal auf dem Programm.

Ein Höhepunkt kurz vor dem Beginn der Prüfungen war jedoch eine Exkursion nach Porjus.

Im Rahmen des Kurses "Energy and Environment" des Masterstudiengangs "Sustainable Energy Engineering" ging es für 4 Tage noch einmal an den Polarkreis, um der Wasserkraft und Windpower Nordschwedens auf den Zahn zu fühlen.

Der Trip stellt auch eine Art krönenden Abschluß für die Kollegen dar, da der 2-jährige Studiengang traditionell mit dieser Exkursion zu Ende geht.

Die KTH zeigte sich spendabel und so mussten wir nur für den Flug aufkommen, der Rest an Eintritten, Bus, Kost (und davon reichlich alle 4 Stunden) und Logis wurde übernommen.

An einem Mittwoch früh fanden wir uns in Stockholm Arlanda ein, um mit der bekannten Airline "Nordic Regional" nach Norden aufzubrechen.

Statt Lappland im zwitschernden Frühling erwarteten uns bis 100 cm Schnee im Mai und frostige +/- 0 °C. Etwas hart, wenn eben endlich der Frühling daheim in Stockholm angefangen hat.
Am Polarkreis jedoch herrschen etwas andere Jahreszeiten.


Ein grauer, graupelfreudiger Himmel lies die Hoffnung auf "white nights in Porjus" weiter schwinden.

Was macht da mehr Sinn als die Oberfläche zu verlassen und in die Unterwelt abzutauchen?
So ging es nach einer Stärkung im Grand Hotel Lapland (lasst eurer Phantasie nur freien Lauf :-) ab in die Eisenmine der staatlichen Bergbaufirma LKAB.
Dem aufmerksamen Leser kommt das bekannt vor, denn bereits in Kiruna waren wir in einer LKAB Eisenmine.


Dennoch war dies hier etwas anders, da wir mit einem alten Bus direkt durch das Labyrinth bis auf 1050 m unter die Erde gefahren sind.

Dort unten herrscht mitunter ein Verkehrsaufkommen wie auf der Tangente Freitag um 4 Uhr am Nachmittag, bloß mit schwereren Fahrzeugen.

In der Mine wird Eisenerz als Magnetit und Hämatit erst abgesprengt, dann die Felsbrocken abtransportiert und in einem gigantischen Crusher unter der Erde zerkleinert. Am Ende wird das Metall als Pellet abtransportiert.

Neben der Steuerungszentrale der automatischen Bohrer und Sprenger konnten wir uns den Riesenmörser ansehen, der die Felsbrocken auf Faustgröße zerkleinert.





Dort liegt neben Staub und mächtig Donner ein heftiger Ammoniakgeruch in der Luft, da der Sprengstoff Ammoniumnitrat enthält, das bei der Zerkleinerung der Felsbrocken frei wird. Wer da unten zu arbeiten hat, trägt Schutzmasken und Schutzkleidung.

Dafür verdient es sich wie schon mal erwähnt ganz gut - der Durchschnittsgehalt liegt bei rd. 3500 €, als Akademiker natürlich höher. Dieser Tage wird jedoch für höhere Löhne gestreikt.

Angesichts reichlich vorgewärmter Frischluftzufuhr in der Mine (außer am Grinder) und einer ausreichenden Beleuchtung verliert man rasch das Gefühl in einem Loch 1 km unter der Erde zu sitzen. Das wurde einem erst so richtig bewusst, als wir mit unserem Bus an einem weniger frequentierten Seitenarm stehenblieben. Licht aus. Motor aus.
- Nichts, absolut nichts. Finsternis. Du hörst gerade mal deinen Sitznachbarn atmen...

Nach dieser interessanten Tour ging es nach Porjus, einer 417 Seelengemeinde die ohne der Wasserkraft wohl nicht existieren würde. Bevor Vattenfall hier 19irgendwas ankam, gab es genau zwei Anwohner am Fluß Lule, an dem heute insgesamt 15 Wasserkraftwerke liegen.

Die Freude der zwei Samen wird entsprechend groß gewesen sein.
Sami sind die Ureinwohner Lapplands, der Begriff "Lappen" wird von den Sami als negativ aufgefasst.
Um die Kultur und das Leben der Ureinwohner hier oben ein wenig kennezulernen stand auch ein Besuch eines Sami-Museums auf dem Programm.




Die Flagge von Laponia (Lappland) oben und ein typisches Sami-Haus unten.


Doch erstmal gab es das Wasserkraftwerk in Porjus zu besichtigen.








Unter anderem konnten wir eine 220 MW-Einheit bei der Arbeit "hören". Der Generator + Francis Turbine + Welle kommen auf 1410 t, die beim Anlauf durch 400 bar Öl um 0,1 mm gehoben werden, wodurch sich das Werkel theoretisch mit einem Finger drehen lässt.

Wenn die 1410 Tonnen dann mit 83 Umdrehungen pro Minute rotieren, dann macht das einen Höllenlärm und nebenbei gewinnt man auch noch Energie, die dann Überland nach Südschweden geht.

Danach war das Beziehen unserer Unterkunft in Porjus vorrangig. Unsere Gruppe stellte mit einem Schlag gut 10 % der Bevölkerung und so reichte das einzige Hotel in Porjus nicht ganz für alle aus.
Ein paar der Kollegen und ich wurden daher direkt am Stausee in netten Cabins an der alten Bahnstation untergebracht. Die Gastgeberin war eine aus Birmingham ausgewanderte Britin, die sich nach einem Urlaub entschied hier zu bleiben und als Naturfotografin und land-lady ihr Brot zu "verdienen".


Auf meinem Nachtkästchen fand sich allerlei interessante Literatur, unter anderem Sugarcraft - DAS Kuchen-Dekorationsmagazin.



Wer Ruhe, weites Land und Einsamkeit pur sucht, der ist in Nordschweden besonders gut aufgehoben.

Die Natur ist hier wirklich einzigartig schön...







Wenn einmal im Jahr eine Abordnung der KTH kommt, dann ist es wohl mit der Ruhe nicht so weit her.

Der Tourist ist hier übrigens an der Benützung eines Schlüssels zum Absperren des Zimmers/Skidoos/Autos zu erkennen. Niemand der Einheimischen fürchtet um sein Eigentum, Kriminalität ist hier oben kein Thema.

Ich hab das jetzt chronologisch nicht mehr ganz genau im Kopf, aber nachdem wir fast die ganze Zeit irgendwas gegessen hatten, stand wohl im Anschluß ein traditionelles Abendessen mit Erklärung der jeweiligen Gerichte auf dem Programm.


Danach fanden wir uns im kleinen Konferenzraum des netten Hotels ein, denn "jedes Land" hatte eine Präsentation über die Situation der Wasserkraft zu halten.

Besonders interessant war dabei die Präsi der Chinesen, da der "Drei-Schluchten-Damm" das größte Wasserkraftprojekt der Welt ist.

China nahm das Kraftwerk 2006 in Betrieb. Nachdem der Stausee knapp 630 km lang ist, mussten über eine Mio Menschen, vorwiegend Bauern umgesiedelt werden - ein nicht allzu leichtes Unterfangen.

Das Kraftwerk selbst leistet derzeit rund 22.500 MW und wird in den nächsten Jahren durch weitere Turbinen noch auf bis zu 50.000 MW deutlich erweitert.
Zum Vergleich: Österreichs größtes Wasserkraftwerk - die Kraftwerksgruppe Malta leistet rund 890 MW.
Den Eingriff in Natur und Leben der Anwohner kann man sich vorstellen.

Nach spannenden Diskussionen Für und Wider der jeweiligen Projekte ging ich mit einigen Kollegen noch den nahen "Berg" erklimmen. Vom Gefühl her würde ich sagen, es war so um 5 am nachmittag herum, de facto war es jedoch kurz vor 23:00. Im Gegensatz zur Mine gibt es hier zu dieser Jahreszeit überhaupt keine Dunkelheit. Leicht abendliche Stimmung herrscht von Mitternacht bis etwa 02:00 und dann geht die Sonne schon wieder auf.

Langsam verzogen sich auch die Wolken und so wurden die "white nights in Porjus" doch noch Wirklichkeit.


Am Gipfel des "Berges" angekommen, konnten wir der Empfehlung unserer Gastgeberin Folge leisten und den "sounds of laponia" lauschen.


An den nächsten Tagen stand neben einem weiteren Wasserkraftwerk und einer Windturbine...




...auch der Besuch einer Gold- und Kupfermine auf dem Programm.

In Aitik, nahe dem schönen Gällivare (falls das jemandem ein Begriff ist) werden im Tagbau Kupfer, Gold und andere Metalle abgebaut.
Die Firma nennt sich "Boliden" und trägt den Namen völlig zurecht, denn was sich dort an Ungetümen auf Rädern oder Ketten tummelt ist unglaublich.

Schon bei der Einfahrt in die Mine, muß an unserem Bus wie an jedem anderen Fahrzeug ein Fähnlein an einer Stange montiert werden, um nicht übersehen zu werden.


Niemand übersieht einen Reisebus normalerweise, doch beim Anblick der ersten Caterpillar wird klar - hier herrschen andere Größenordnungen.


Der 30 t Sattelschlepper wirkt wie ein Matchboxauto neben dem 7,6 m breiten Ungetüm.






Natürlich sind auch hier Schutzhelme zu tragen und für mich war auch bereits einer reserviert gewesen :-)




Das was hier rumfährt übertrifft alles bisher Gesehene deutlich, die Caterpillar 793 mit 6 m Höhe wiegen knapp 340 t, wobei 81 t an Zuladung draufpassen. Das Ganze wird dann mit einem 2415 PS Diesel den Berg hinaufgekarrt, wobei da dann schon mal 400 l Diesel pro Stunde durchsprudeln.

Ein idealer Spielplatz für Männer, diese Mine.





Der kleine Bagger zur Rechten dürfte ohne Begleitfahrzeug nicht auf einer öffentlichen Straße fahren - er ist deutlich zu breit.



Tatsächlich jedoch sieht man fast nur Frauen hinter dem Steuer dieser Boliden. Grund ist die Firmenpolitik, die solche Geräte lieber in Frauenhand weiß, da sie angeblich sorgfältiger damit umgehen würden.

Eine beeindruckende Fahrt jedenfalls in unserem winzigen Reisebus bis fast zum Grund der 800m tiefen Mine.
Jedesmal wenn einer der Riesencaterpillar vorbeifuhr und uns Gottlob nicht übersah, verdunkelte sich der Himmel für ein paar Sekunden mit einer ordentlichen Ladung Staub.



Nach einer letzten Begutachtung der Schwerkraftwagen, wie diese Riesen offiziell genannt werden, stiegen wir wieder in unseren Mini-Reisebuß, nahmen das Fähnlein ab und machten uns auf den Weg zum Flughafen, von wo wir von Nordic Regional wieder sicher nach Stockholm geflogen wurden, wo uns ein traumhafter Frühlingsnachmittag bei tropischen 15 °C begrüßte.

Auch wenn dies hoffentlich der letzte Ausflug in den Winter für heuer war, so hatte Lappland einen ganz besonderen früh-früh-frühlingshaften Reiz.
Ciao Lappland!

Wednesday, 2 May 2007

Airfield Day 2007


Dieser Tage stand neben dem üblichen Uniprogramm ein Schmankerl der besonderen Art auf der Tagesordnung - der KTH Airfield day.

Die KTH betreibt ein eigenes kleines Flugsportzentrum auf einer Insel westlich von Stockholm - auch wenn es vielleicht anders klingt, es trifft sich hier weniger die pseudo-Schickeria, als Studenten und Absolventen, die Freude an der Fliegerei haben.


Der Spaß stand auch an diesem Tag im Vordergrund und so fanden sich einige internationale Studenten ein, um bei Barbecue und "Kerosin"-gesprächen erstmal warm zu werden, um später "in die Luft zu gehen". Dann stand nämlich ein Flug über Stockholm stand auf dem Programm.

Mit ein paar Freunden begab ich mich also an jenem Tag zum Airfield irgendwo im nirgendwo westlich von Stockholm.


(c) Christopher auf www.klages.net

Gar nicht so leicht zu finden, doch hinter einem Bauernhof fiel uns ein abgewrackter Flügel auf, er sollte unser entscheidender Hinweis auf dem Weg zum Flugplatz sein.

Dort angekommen, machten wir uns erstmal mit den Kollegen und Piloten bekannt, bevor Grill und Ofen angeheizt wurden. Die ersten Kollegen waren schon mit den 2 Piper PA 28 in der Luft, als wir noch am Grund unsere Happen genossen und Bilder schossen.












Mit einer Spiegelreflex in der Hand erregt man meiner Erfahrung nach meist etwas Aufmerksamkeit und so traten die etwa gleichaltrigen Piloten in weiterer Folge mit "kreativen" Fotovorschlägen an mich heran.

Von "Ich fliege touch-and-go (Durchstarten) und lande dann 20 m vor dir - das sieht sicher gut aus" bis "Warten wir bis zum Sonnenuntergang und ich fliege dann in die Sonne rein - das kommt super".

Mancher Plan wurde überworfen, aber einige Ideen wurden etwas an die Realität und aktuelle Sicherheitsstandards angepasst und so konnte ich meinen Flug nicht wie geplant um 15:00 durchführen, sondern sollte nach diversen Fotos die letzte Runde im Sonnenuntergang mit den Piloten drehen - eine "spezielle Runde" wie mir mit einem verschmitzten Lächeln durch die Pilotenbrille versichert wurde.



Passt mir grundsätzlich super, bloß die Frage ist, was unter einer "speziellen Runde" zu verstehen ist. Die Frage klärte sich im Laufe des Nachmittags, als die Studienkollegen - zugleich Piloten - aufgewärmt waren und bereitwillig dazu übergingen ihr Können den Kollegen unter Beweis zu stellen.

Einer Chinesin war dieser ambitionierte Start etwas zuviel...



Wirbelschleppen im Staub...


saftige Kurve zur besseren Sicht nach unten:



Nach ein paar Fotos auf der Landebahn und dem letzten körv (Würstl) war es dann soweit und ich sollte in die Luft gehen.
Angesichts der Ansage der Piloten, der Rückkehr einiger gefüllter "Flugkrankheitsbeutel" bis dato und schwedischer Wurst von eben versprach es eine Challenge zu werden.

Als ich es mir am Co-Pilotensitz der Piper PA 28 gemütlich gemacht hatte und die Kameras zurechtgerückt hatte, kam auch schon die Aufforderung vom Piloten Karl (Vorname versteht sich), die Kameras zum Kollegen nach hinten zu reichen, da ich "jetzt schwitzen werde...".

Gut, statt einem angenehmen Flug über Stockholm, habe ich nun also die Achterbahnfahrt im Himmel vor mir.

Alles nur Spiel - die ein oder andere ambitionierte 2 g-Kurve gefolgt von einer kleinen Parabel machten Spaß und Laune auf mehr, dennoch konnte ich kaum Bilder über Stockholm schießen.



Der Grund war weniger der turbulente Flugstil, als mehr der Steuerknüppel in meiner Hand.

Ich hatte wiedermal nicht die Klappe halten können und blubberte am Boden irgendwas von familiärer Nähe zur Luftfahrt - dies veranlasste meinen Kollegen zur Linken anzunehmen, dass es eine gute Idee wäre, mir Höhen- und Seitenruder zu überlassen und sich selbst in die lustige Welt der Fotografie zu vertiefen.

Eine paradoxe Situation 1000 Fuß über Stockholm Centrum - jemand, der offensichtlich noch nie fotografiert hat, versucht sich in Sonnenuntergangsbildern...


...und jemand, der noch nie wirklich geflogen ist, soll auf tausendirgendwas Fuß climben und Richtung KTH fliegen...


Spaß hat´s in jedem Fall gemacht und so gibts nicht allzuviele Bilder von mir, die Kollegen haben mich jedoch in ausreichender Menge mit den Ihrigen versorgt. Hier dennoch ein paar von mir:


Gamla stan und Sergels torg:


KTH Campus Valhallavägen:


und eines von Christopher - Gamla stan mit Königspalast:

(c) Christopher auf www.klages.net


Nach einer schwungvollen Landung auf dem Rasenplatz, gabs noch die gewünschten Sonnenuntergangsbilder und die Gewissheit für uns, dass nachwievor "nur Fliegen schöner ist".